Galerie Inga Kondeyne – Raum für Zeichnungen
Die Galerie Inga Kondeyne gehört zur Spezies der Zeichnungsgalerien in Deutschland. Seit der Ausstellung “Pencilparty”, 2010, anlässlich des 30. Galeriegeburtstages, werden ausschließlich Zeichnungen im Raum in der Carmerstraße 10 am Savignyplatz ausgestellt.
Als Kunsthistorikerin begleite ich schreibend das Medium Zeichnung in der Gegenwartskunst.
4 Jahrzehnte Galeriearbeit – ein langer Weg mit ungezählten Ausstellungen bis zur heutigen Zeichnungsgalerie in der Carmerstraße in Berlin. Jede Ausstellung war und ist eine neue spannende und zugleich freudvolle Herausforderung.
Mitte der 80er Jahre in der Zeit der Galerie Rotunde im Alten Museum geriet ich in den Bann des Mediums Zeichnung durch die Kunst meiner Generation, die – als Reaktion auf die Haltungen der sogenannten Ostberliner Malerschule – zunehmend mit abstrakten Formen auf Papier experimentierte.
Mit Werken von Joachim Böttcher, Volker Henze, Hanns Schimansky, Harald Toppl wurde ich nur drei Monate nach dem 9. November 1989 als Kunsthistorikerin Teil der großartigen Ausstellung in Paris in der Grand Halle de la Vilette: L’autre Allemagne hors les murs.
Bald darauf eröffnete ich in den Hackeschen Höfen eine neue Galerie. Es begann hier eine fruchtbare und erfahrungsreiche Zusammenarbeit mit dem Galeristen Rainer Borgemeister (1953 – 2001). Meine Sicht und mein Programm öffneten sich durch neues visuelles Erleben und damit verschränkten Erkenntnissen.
Was gab und gibt es nicht alles zu sehen:
Wegweisend waren für mich die weltoffenen Zeichenwelten des schwedischen Künstlers Curt Asker, die klar durchkomponierten schwarz-weißen Papierobjekte von Claudia Busching, die faszinierenden Rauminstallationen mit Alltagsmaterialien von Bernhard Garbert, Hanns Schimanskys Zeichnungen und Faltungen mit jenen ahnungsvollen Denkräumen, in denen die Phantasie sich auslebt, die malerisch anmutenden Großformate auf Rollenpapieren von Frank M. Zeidler und die farbigen Sounds von Eric de Nie sowie Volker Henze.
Fortan konzentrierte ich mich im Programm noch stärker auf lineare Formgebungen in der Zeichnung: Doppellinien ohne Anfang und Ende bei Christiane Schlosser, introvertierte Eigenwilligkeit bei Marlies Appel, opake Kugelschreiber-Gevierte bei Frank H. Taffelt, radikale Linienbegegnungen in tiefstem Schwarz bei Sam Szembek, sich ins Blatt grabende Graphit-Sonden bei Dorothee Rocke, die raumbewusst gesetzte Linie bei Beate Terfloth, Ronald Normans gesammelte Gedanken-Zeichen aus Amsterdam, die Meisterschaft von Verdichtung und Öffnung in Bildräumen von Eve Aschheim aus New York. Dies alles sind künstlerische Positionen, die ausschließlich im Medium Zeichnung sedimentierte Erfahrungen und Zweifel aufscheinen lassen.
Ende der sogenannten Nullerjahre stoßen junge Zeichner hinzu, vorwiegend Absolventen der Weissensee Kunsthochschule Berlin. Heute in der Carmerstraße 10, in der die Galerie seit fast 10 Jahren beheimatet ist, stehen Hanna Hennenkemper, Kazuki Nakahara, Johannes Regin, Yvonne Andreini und Alexander Klenz auf der Künstlerliste.
Ab 2017 erweitern und bereichern die subtilen Blätter von Malte Spohr, die seriellen Zufallszeichnungen von Bettina Munk, eine schier endlose Enzyklopädie berückender Phantasieorganismen bei Astrid Köppe und die immer wieder aufs Neue überraschenden Monotypie-Faltungen von Thomas Gosebruch das Programm.
Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Uli Seitz (Galerie Seitz & Partner) in der Carmerstraße, läuft jetzt seit 5 Jahren das Zusammenspiel mit der Galerie Wichtendahl. Cornelia Wichtendahl ist eine sehr enge Mitstreiterin in Sachen Papierarbeiten.