Christian Schiebe schreibt: „Ich versuche eigentlich immer Zeichnungen herzustellen, die sich mit einem Raum oder einem Ort verknüpfen können. Meine bezeichneten Einzelblätter oder Zeichnungsgruppen sind lose Bestandteile für Setzungen im Raum. Mir geht es in meiner Arbeit darum, die Zeichnungen in ein Verhältnis zu Oberflächen, Inventar, konstruktiven, bautechnischen Gegebenheiten, Licht und Schatten zu setzen. Durch hängen, legen oder kleben. Dafür stelle ich meist kleinformatige und auf den ersten Blick sparsame Zeichnungen her. Die Zeichnungen dominieren nicht die Wände auf denen sie hängen. Sie verwenden die Wände nicht als Display. Sie sollen mit der Fußleiste, dem Lichtschalter, der Raufasertapete und dem Lüftungsgitter sprechen, humorvoll einem Feuerlöscher begegnen. Die Zeichnungen sind dennoch autonom. Strahlen ein eigenes Zeichnungslicht aus und atmen eine langsam-gleichförmige Linienluft. Um diese Zeichnungen zu entwickeln arbeite ich prozessorientiert. Eine Setzung stößt die Nächste an und immer so weiter. Durch Wiederholung, Variation und Korrektur entstehen dann unter vielen hunderten Versuchen einige wenige eigentümliche Ausnahmen und unvorhergesehen Gelungenes. Diese wenigen Blätter werden von mir über Monate zu Gruppen zusammengefügt, gelagert und warten auf einen passenden Einsatz. Da die Räume in denen die Zeichnungen montiert werden können (und den damit verbundenen Bedingungen) sehr unterschiedlich sein können, variiere ich das Material auf denen die Zeichnungen gesetzt werden. Daher verwende ich viele grundierte Papiere, extrem leichte und fragile Sorten oder auch Folien und besonders gerne handelsübliche Schreibwarenmaterialien. Thematisch versuche ich auf den Zeichnungen das Werden zu zeigen. Ein Noch-Nicht oder ein Nicht-Mehr durch Gitterzeichnungen oder mit Korrekturmaterial bedeckten linearen Gesten. Mein Ziel ist es, in der Zeichnung eine Art Schwebezustand zwischen Erscheinen und Verschwinden herzustellen. Ein offenes Feld, einen improvisierten Rhythmus und ein leichtes, nicht vorhersehbares Abweichen, dass dann in der Verbindung mit dem Raum zu wirken beginnt.“
Christian Schiebe, *1985 in Neubrandenburg, lebt und arbeitet in Berlin;
2014 Meisterschüler bei Prof. Nanne Meyer, Weißensee Kunsthochschule Berlin; (2007-13) Weißensee Kunsthochschule Berlin; 2010 Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes; 2022 Neustart 2 Stipendium, Kunstfonds Bonn; Lehraufträge: Kunsthochschule Berlin (2013-18); Hochschule Anhalt, Dessau (2018-19); Hochschule Pforzheim ( 2022-23); UdK Berlin (2024-25); Ausstellungen (Auswahl): 2025 self-reassurance mission‹ super bien!, Berlin (G); ›forma‹ Gruppenausstellung, Rote Flora, Hamburg (G); ›Das Kaum und das Bestimmte‹, Kunsthaus BBK, Braunschweig G); 2024 ›Stiller Humor‹ Gruppenausstellung, Galerie OQBO, Berlin (G); ›Sea & Sky‹ Galerie Stella A., Berlin (E); ›Between Walls‹ CITY OF GOLD, Essen (G); ›Leerraum‹ Gruppenausstellung, Zainhammer Mühle, Eberswalde (G); 2022 ›Medium Zeichnung, Kunstverein Gera (G); ›GRID:»I do not take possession.«‹ Showroom, Chemnitz (G); 2021 ›Stipendiatenausstellung‹ Braunschweigische Stiftung, Kunstverein Braunschweig (G); ›Intuition‹ Hommage à Beuys< Galerie Stella A., Berlin (G); 2020 ›Feldzeichnungen‹ Galerie Stella A., Berlin (E) ; ›…außer vielleicht eine Konstellation‹ Galerie Oqbo, Berlin (G); 2019; ›6 aus 173‹ Galerie Oqbo, Berlin (G); ›Echolot 13‹ Linienscharen, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart (G); ›THINK SMALL!‹ Galerie Stella A., Berlin (G); 2018 ›structure‹ Milchhof Pavillon, Berlin (G); ›Arktis – Zeichnung als Expedition‹ Kunstverein Neukölln, Berlin (G); ›Erzeichnen‹ Galerie Inga Kondeyne, Berlin (G); 2017 ›Die Anwesenheit der Abwesenheit‹ Galerie Stella A., Berlin (E)