BEATE TERFLOTH


Susan Sontag schrieb in against Interpretation: „What is important now is to recover our senses. We must learn to see more, to hear more, to feel more.” Für eine aktive Zeugenschaft brauchen wir die ganze Lebendigkeit und Einmaligkeit wacher Sinne.

Was sich zwischen einzelnen Linien und dem Raum rechts und links von ihnen ereignet, wie beide ihre Umgebung definieren und sich gleichzeitig als Gegenüber respektieren, öffnet zu verhandelnde Möglichkeitsräume. Die Zeichnungen erreichen den Punkt, an dem dieses bewegliche Gleichgewicht eintritt, und lassen den Ausgang offen.

Viele Faktoren sind in der Erforschung der pinselgezeichneten Linie und dem Bezug, den sie zu ihrer Umgebung aufbaut, aktiv. Die Serie „Femmage à Hafif“ befragt verschiedene Formate und das Papier selbst, z.B. wie der Grund reagiert: Fabriano-50%-Hadern verweigert sich der Pinselzeichnung eigentlich, während das Papier Arches Rives sie gerne annimmt. Das Gleichgewicht der Arbeit kann also im Nebeneinander der Linien und im Untereinander von Zeichnung und Papier liegen.

Als Beate Terfloth in Freiburg in der PEAC Sammlung die Serie von Bleistiftzeichnungen sah, in der Marcia Hafif durch gereihte vertikale kurze Striche graue Flächen schuf, beschäftigten sie die wiederholte konzentrierte Begegnung von Linie und Fläche und der Aspekt des Seriellen, der sich zwischen den einzelnen Linien entwickelt, und erschlossen ihr eine neue Vorgehensweise zur Fortsetzung ihrer „Placement“- Arbeiten.

Dagegen gesetzt wird ein Paar und eine Dreiergruppe von Lithografien, Unikatdrucke, bei denen Papier und Farbe einem ungeheuren mechanischen Druck ausgesetzt waren. Es sind dicke Pinsellinien, ursprünglich auf Stein. Die Wiederholbarkeit des Drucks ermöglicht eine andere Thematisierung von Serialität als einem Faktor des Nebeneinanders. Die Meisterschaft von Martin Gredler, Grafische Werkstatt Salzburg, und das große Alter der Lithosteine mit ihren fossilen Einschlüssen machen sie so lebendig.

In den Aquarellen, die 2024 auf Linosa entstanden, löst sich alles dieses auf, doch besitzen sie in sich dieselbe Flüchtigkeit der Form, das, eben gerade, Erfassen der Zeichnung und ihrer Präsenz, das gleichzeitig eine begriffliche Ungreifbarkeit hat.



Biography


Studium in Berlin und München, Professur für Zeichnung und Grafik an der Universität Mozarteum Salzburg, lehrte an der HfK Bremen, ABK Stuttgart und am National College of Arts Lahore.

Ars Viva Preis, Preis des deutschen Künstlerbunds. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.

Internationale Ausstellungstätigkeit seit 1987, zuletzt: 2024 trembling, Hilti Art Foundation, Kunstmuseum Liechtenstein; Schattiger Gastgarten, Edition Grafische Werkstatt, Salzburg; 2023 moving, Galerie Adlergasse, Dresden; Für die Vögel, Museumspavillon/Vogelhaus, Salzburg; Gruppenausstellungen: 2024 usual aspects, kaleido kontemporary, Lahore; 2023 Von Blatt zu Blatt, Wege der Zeichnung, Galerie Parterre, Berlin; Minimal! Kunst aus Ostasien, Museum für Asiatische Kunst, Humboldt Forum, Berlinwww.beateterfloth.com


CV

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