HANNS SCHIMANSKY

Description

Seit etwa 1983, drei Jahre nach Gründung der Galerie Rotunde im Alten Museum, als die Zeichnungen von Hanns Schimansky immer abstrakter wurden, begann er sich an Gruppenausstellungen der Galerie zu beteiligen. In dieser Zeit reduzierte er die Farbigkeit in seiner Arbeit auf schwarz und weiß. Diese Entscheidung blieb über 15 Jahre gültig, egal, ob er mit Tusche, Ölkreide oder Graphit auf türgroßen oder handtellerkleinen Papieren ins Zeichnen kam.

Die Zeichnungen von Hanns Schimansky der Einzelausstellung 1990 in der Neuen Nationalgalerie Berlin prägten sich deutschlandweit und grenzüberschreitend bei Kunstineressierten ein. Wichtige Museumsausstellungen folgten in den 90er Jahren, u.a. 1991 in der Städtischen Galerie im Museum Folkwang, Essen, 1994 im Museum Spendhaus, Reutlingen, 1998 im Sprengel Museum Hannover, sowie die großen Übersichtsausstellungen 1994 im Schloß Morsbroich, Leverkusen, 2000 im Museé d’Art et d’Histoire in Neuchâtel (Schweiz), in der Kunsthalle Rostock 2001 und der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe 2003.

Hanns Schimansky ist Zeichner – Beobachter, Erfinder, Variierer. Der Zeichner agiert als Form-findender Ideenkünstler wie auch als Sammler von Abkürzungen und Experimentator mit Valeurs und räumlichen Suggestionen.‘ (Kirsten Claudia Voigt in Katalog ,quellenfeld‘, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe S. 19) ,Hanns Schimansky arbeitet mit Kontrast und Synkope. Er arbeitet über das Erlebte und das Erleben. Er ist von der Küste in die Stadt geraten. Widersprüche gibt es überall. Das assoziative Feld des Möglichen, in dem er operiert und das seine Zeichnung immer darstellt, ist bestellt, die Erträge sind reich. Insofern hat die Zeichnung für Hanns Schimansky und den Betrachter seiner Werke eine oft überraschende visuelle Erkenntnis und eine wunderbare imaginative Freiheitsfunktion.‘

1997 inszeniert Hanns Schimansky anlässlich einer gemeinsamen Ausstellung mit Curt Asker in der Galerie Inga Kondeyne in den Hackeschen Höfen seine erste Wandkomposition mit Packfaltungen – 3,50m x 4,50m. 1998 erweiterte sich die Dimension der Wand im Sprengel-Museum Hannover erheblich, 6,00m x 35,00m. Und im Jahr 2000 in der Ausstellung in Neuchâtel im Musée d’Art et d’Histoire konnten sich die Faltungen in ihrem Variantenreichtum auf 7,50m x 40,00m ausbreiten. 2008 folgte eine Rauminstallation mit farbigen Faltungen im Gemeentemuseeum Den Haag.

Von besonderer unverwechselbarer Prägung sind die sogenannten ,Faltungen‘ Hanns Schimansky’s. Ende der 80er Jahre strich Hanns Schimansky von ihm vorgefaltete Packpapiere – geknickte Gitteraster benutzte er für seine Zeichnungen schon seit langem – nicht wieder glatt ins Ausgangsformat, sondern begann Papiere ein- und umzuschlagen – eine plastische Dimension entstand. Zu Beginn der 90 er Jahre entwickelte er daraus ein Arbeitsprinzip mit festen Spielregeln. Zufall und strenge Ordnungssyteme treffen in jeder Arbeit neu inszeniert aufeinander. Das Spiel ist zuende, wenn er in den nun szenisch geschnittenen schwarzen Tuschzeichen sein Bild gefunden hat.

,Wenn Hanns Schimansky..Papierarbeiten, die er Faltungen nennt,…ungefasst..,an die Wand hängt, dann scheint es fast so, als würde ein Entomologe seine Botanisiertrommel öffnen. Wie fremdartige Insekten, übergroße Käfer oder Falter, drückt sich diese Spezies flach gegen das blendende Weiß der Wand, dem Betrachter einen wundersam gezeichneten Rücken entgegenkehrend. Die immer rechteckigen Schilde, man könnte auch an enganliegende Flügel denken – sind fein geädert, gerippt und gefalzt, ganz gleich, ob es sich um derbes Packpapier, Zeichenkarton oder ein exquisites französisches Fabrikat in Braun mit eingelassenen Fäden handelt. Die Färbung bewahrt teils die Eigenfarbe des Papiers, teils ist sie aufgetragen mit deckenden Gouachefarben, mal nur auf einer Seite, mal auf beiden Seiten.‘ (Robert Kudielka in Katalog ,quellenfeld; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe S. 64)

…Striche sind zu Möglichkeiten der Linie versetzt, eine unter die andere, wie zu zahlreichen Notenstrichen gezogen, um dann, erneut gestisch begangen, mit vertikalen Strichen versehen zu werden. Die feinen, wirren und zarten Federzeichnungen von Hanns Schimansky mit Netzen und Bällen, Wellen und einsetzenden Tempi, verschobenen Symmetrien, Einschüben und wieder aufgehaltenen Dehnungen, sie erscheinen als Partituren, als zeichnerische Erhebungen von Klängen. „Die Geste sei der Klingende Ton“, verlangte Hermann Scherchen von der Kunst des Dirigenten – Hanns Schimansky setzt zur Geste an, als hieße es, Räume zu schlichten, wie John Hejduk in seinen „Soundings“ Töne zu Architekturen anderer Räume zeichnete…
Hubertus v. Amelunxen (Kat. Zeitstrecke, Villa Oppenheim, Berlin 2005)

Since about 1983, three years after the foundation of the Rotunde Gallery in the Altes Museum, when Hanns Schimansky’s drawings became more and more abstract, he began to participate in group exhibitions of the gallery. During this time he reduced the colorfulness in his work to black and white. This decision remained valid for more than 15 years, no matter whether he started drawing with ink, oil pastels or graphite on door-sized or palm-sized papers.

Hanns Schimansky’s drawings from the 1990 solo exhibition at the New National Gallery in Berlin made a lasting impression on art lovers throughout Germany and across borders. Important museum exhibitions followed in the 1990s, including 1991 at the Städtische Galerie in the Museum Folkwang, Essen, 1994 at the Museum Spendhaus, Reutlingen, 1998 at the Sprengel Museum Hannover, as well as the major survey exhibitions in 1994 at the Schloß Morsbroich, Leverkusen, 2000 at the Museé d’Art et d’Histoire in Neuchâtel (Switzerland), at the Kunsthalle Rostock 2001 and the Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2003.

Hanns Schimansky is a draftsman – observer, inventor, variator. The draftsman acts as a form-finding idea artist as well as a collector of abbreviations and experimenter with valeurs and spatial suggestions‘. (Kirsten Claudia Voigt in catalog ,quellenfeld‘, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe p. 19) Hanns Schimansky works with contrast and syncope. He works on the experienced and the experienced. He has moved from the coast to the city. Contradictions are everywhere. The associative field of possibility in which he operates and which his drawing always represents is tilled, the yields are rich. In this respect, drawing has for Hanns Schimansky and the viewer of his works an often surprising visual insight and a wonderful imaginative freedom function.‘

In 1997, on the occasion of a joint exhibition with Curt Asker at Galerie Inga Kondeyne in Hackesche Höfe, Hanns Schimansky staged his first wall composition with pack folds – 3.50m x 4.50m. In 1998, the dimension of the wall in the Sprengel Museum in Hanover expanded considerably, 6.00m x 35.00m. And in 2000 in the exhibition in Neuchâtel in the Musée d’Art et d’Histoire, the folds were able to expand in their richness of variations to 7.50m x 40.00m. In 2008 followed a room installation with colored foldings in the Gemeentemuseeum Den Haag.

Hanns Schimansky’s so-called ‚folds‘ are of a particularly unmistakable character. At the end of the 1980s, Hanns Schimansky did not smooth out his prefolded wrapping paper – he had been using folded grid grids for his drawings for a long time – into its original format, but began to fold and fold over the paper – a plastic dimension emerged. At the beginning of the 90s, he developed from this a working principle with fixed rules. Chance and strict systems of order meet in each work in a newly staged way. The game is over when he has found his image in the now scenically cut black ink marks.

When Hanns Schimansky..hangs works on paper, which he calls folds,..unfolded..,on the wall, it almost seems as if an entomologist were opening his botanizing drum. Like alien insects, oversized beetles or moths, these species press flat against the blinding white of the wall, turning a wondrously drawn back to the viewer. The always rectangular shields – one could also think of tight-fitting wings – are finely veined, ribbed, and folded, whether it is coarse wrapping paper, drawing cardboard, or an exquisite French make in brown with embedded threads. The coloring partly preserves the inherent color of the paper, partly it is applied with opaque gouache colors, sometimes only on one side, sometimes on both sides.‘ (Robert Kudielka in catalog ,quellenfeld; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe p. 64)

…Strokes are offset to possibilities of the line, one under the other, as if drawn to numerous note strokes, to be then, again gesturally committed, provided with vertical strokes. The fine, tangled and delicate pen and ink drawings of Hanns Schimansky with nets and balls, waves and onset of tempi, shifted symmetries, insertions and again stopped stretches, they appear as scores, as graphic elevations of sounds. „Let the gesture be the sounding tone“, Hermann Scherchen demanded of the conductor’s art – Hanns Schimansky starts to gesture, as if it were a matter of unifying spaces, just as John Hejduk drew sounds into architectures of other spaces in his „Soundings“…Hubertus v. Amelunxen (Cat. Zeitstrecke, Villa Oppenheim, Berlin 2005)

Biography

1949 in Bitterfeld geboren, aufgewachsen in Stralsund und Rostock; 1968-72 Studium derAgrarwissenschaften an der Universität Rostock; 1972-77 Berufspraxis in der Getreidewirtschaft; während der Schul- und Studienzeit Teilnahme an Zeichenzirkeln, wichtige Anregungen durch Johannes Müller; ab 1974 Förderung durch Gerhard Kettner; 1977-80   Stipendium als Meisterschüler an der Akademie der Künste der DDR; in Berlin, bei Gerhard Kettner; Berlin wird Wohn- und Arbeitsort; 1985 Wilhelm Höpfner Preis der Winckelmann-Gesellschaft, Stendal; 1990  Stipendiat des Kunstrings Folkwang, Essen; 1993 Stipendium der Stiftung Kulturfonds, Berlin; 1996 Grafikpreis der Kunstmesse Dresden; 1996-97 Stipendium Cité Internationale des Arts, Paris; 1997 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin
1998-2015  Professur an der WeissenseeKunsthochschule Berlin; 2001 Felix-Hollenberg-Preis für Radierung, Albstadt; 2012  Hans Theo Richter Preis, Sächsische Akademie der Künste, Dresden;2012 Hans Theo Richter Preis, Sächsische Akademie der Künste, Dresden



1986  Berlin, Galerie Mitte

1989  Berlin, Galerie Rotunde

1990  Berlin, Neue Nationalgalerie
 Dresden, Galerie Mitte

1991  Essen, Museum Folkwang, Städtische Galerie

1994  Leverkusen, Städtisches Museum Leverkusen, Schloß Morsbroich:
Reutlingen, Hans-Thoma-Gesellschaft, Städtisches Museum Spendhaus

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